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Sonntag, 20. November 2011

Die Stadt grösser denken

In der Region sind die Leserbriefspalten voll von Briefen für oder gegen die starke Stadtregion Luzern. In der Volksabstimmung vom 27. November geht es allerdings noch nicht um die Fusion von Luzern mit vier Nachbargemeinden, sondern erst um die Aufnahme von Fusionsverhandlungen. Fällt der Fusionsvertrag unbefriedigend aus, kann man die Fusion in einer zweiten Abstimmung immer noch bachab schicken. Die Ablehnung von Fusionsverhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt aber kommt einem Denkverbot gleich.


In Züri-Süd?, meinem Beitrag vom 15.2. zum neuen Raumkonzept Schweiz, habe ich mich gefragt, was die Region Luzern machen kann, damit sie nicht zum gehobenen Wohnquartier Züri-Süd verkommt. Bildquelle: Bundesamt für Raumentwicklung


Luzern ist „Züri Süd“, das südliche Quartier der Metropole Zürich – eine These, mit der ich als Stadtgeograf gerne mal provoziere. Angesichts der vielen PendlerInnen, die täglich mit vollgestopften Zügen nach Zürich zur Arbeit fahren, ist diese These gar nicht so abwegig. Und in anderen Metropolen dieser Welt ist man nach einer Stunde Fahrt mit dem öV immer noch in der gleichen Stadt. Die Schweiz hingegen besteht aus einem engmaschigen Netz von Städten, die zu grösseren urbanen Räumen zusammenwachsen: Das ist neben der Région Lémanique mit Genf und Lausanne und dem Tessiner Städtedreieck Locarno - Bellinzona - Lugano, das zur Metropolitanregion Milano gehört, vor allem der Grossraum Zürich, der sich bis nach Aarau, Olten, ins Baselbiet, nach Winterthur, Schaffhausen, Frauenfeld und im Süden nach Zug und Luzern ausdehnt. Wenn Luzern als Region diesem gewaltigen Sog etwas entgegenhalten will, muss unsere Region zusammenwachsen, stärker werden und ihr wirtschaftliches und kulturelles Potenzial nutzen. Sonst wird die Zentralschweiz über kurz oder lang zur landschaftlich attraktiven Wohnregion für Leute, die in Zürich und Umgebung arbeiten.


Das Luftbild aus Gross-Luzern?, meinem Eintrag vom 5.3. über ein Hochparterre-Sonderheft mit dem Titel "Luzern wird gross". Es zeigt, wie stark Luzern mit seinen Nachbargemeinden zusammengewachsen ist. Während Littau seit dem 1.1.2010 zu Luzern gehört, stimmen Kriens, Emmen, Ebikon und Adligenswil darüber ab, ob sie in Fusionsverhandlungen mit Luzern eintreten wollen. Quelle des Luftbilds mit Gemeindegrenzen: www.map.geo.admin.ch

Luzern stösst an seine Grenzen. Es hat fast kein Platz mehr für neue Geschäfts- und Wohnhäuser. Wo in Luzern dennoch gebaut wird, verdichtet sich der Stadtraum und weniger rentable Nutzungen werden verdrängt. Gut zu beobachten ist dieser Prozess im neu entstandenen Tribschenquartier. Verdichtung städtischer Räume ist ökologisch sinnvoll, sie reduziert die Zahl derjenigen, die täglich in die Stadt rein- und wieder rausfahren. Problematisch wird Verdichtung dann, wenn für Nutzungen, die weniger rentabel, aber für eine Stadt wichtig sind, kein Platz mehr zur Verfügung steht, wenn z.B. ein Sanitärbetrieb keine geeigneten Gewerbeflächen zu zahlbaren Mieten findet und in die Agglomeration umziehen muss. Auch für kulturelle Nutzungen finden sich in Luzern kaum mehr geeignete Flächen: Für die Boa, die aus einem Wohnquartier verdrängt wurde, entstand mit dem Kulturzentrum Südpol ein Ersatz auf Krienser Boden. Im Tribschenquartier konnte die Stadt für den Wärchhof und den Spielleutepavillon noch Ersatzflächen anbieten, wenn demnächst das La Fourmi und weitere Kulturnutzungen auf dem Frigorex-Areal der dritten Bauetappe weichen müssen, wird das nicht mehr möglich sein. Kriens, Emmen, Ebikon und Adligenswil hingegen haben noch Landressourcen zur Verfügung. Im Gegenzug kann Luzern mithelfen, die Finanzlage dieser Agglomerationsgemeinden (mit Ausnahme von Adligenswil) so zu verbessern, dass die Steuern auf Luzerner Niveau gesenkt werden können – eine echte Win-Win-Situation also.


Wie die Gegner der Fusionsverhandlungen ticken, zeigen diese beiden Abstimmungsplakate der SVP-nahen IG Eigenständig. Dass Luzern auf der Rangliste der grössten Schweizer Städte noch hinter Winterthur auf Platz 7 liegt, zeigt dass der Luzerner Löwe doch eher ein braves Kätzchen ist, das auf Understatement macht. Und die vier Nachbargemeinden als wehrhafte Igel darzustellen, erinnert an den zweiten Weltkrieg (als sich die Schweiz einigelte), hat aber wenig mit einer Stadt zu tun, die funktional eine Einheit bildet und die Probleme gemeinsam angehen müsste.


Die Stadt grösser denken, das bedeutet auch eine Veränderung in den Köpfen. Wer aus Luzern hinausfährt, hat nicht das Gefühl, dass Luzern im Matthof oder Eichhof, in der Allmend, am Seetalplatz, im Maihof oder bei der Hochhüsliweid draussen endet. Im Gegenteil: Die Stadt geht übergangslos in die Agglomeration über. Obwohl Luzern relativ kleinräumig ist, gibt es Leute in Luzern, für die ist schon der Südpol zu weit weg (2.3 km Luftlinie vom Bahnhof), während die Rote Fabrik in Zürich (3.8 km vom Hauptbahnhof) genügend zentrumsnah ist, dass man einen Besuch riskieren kann. Da hilft nur grossstädtischeres Denken, das Luzerns Nachbargemeinden miteinbezieht. Die Fusion von Littau und Luzern war nur der Anfang: Weitere Fusionen müssen folgen, denn Luzern ist keine Kleinstadt mehr, Luzern ist grösser und urbaner als man denkt. Deshalb: Springen wir über unseren Schatten und stimmen den Fusionsverhandlungen zu, auf dass dereinst zusammenwachse, was längst zusammengehört!

Freitag, 18. November 2011

Querscheinen

Unsere Wohnung ist zwar nicht gerade das Martinsloch, durch das an Martini die Sonne genau auf die Kirche von Elm scheint. Aber wenn im November schon morgens schönes Wetter ist, dann scheint die Sonne durchs Dachfenster (siehe gestriger Beitrag) quer durch unser Wohnzimmer und wirft Schatten auf die gegenüberliegende Aussenwand.



Unser Frühstückstisch mit Zeitungen und Kulturflaneur als Schatten auf der Wand.

Donnerstag, 17. November 2011

Goldener Herbst

Vor unserem Dachfenster ist's Herbst — und ein goldener dazu. Die Blätter färben sich gelb und braun — und ich kann mich gar nicht sattsehen. Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit!

Dienstag, 15. November 2011

Bestellte Theaterkritiken

Online-Krtitiken entsprechen einem Bedürfnis: Im Online-Kulturmagazin www.perlentaucher.de werden vor allem Bücher und Kinofilme besprochen, auf www.nachtkritik.de Sprechtheater-Produktionen aus dem deutschen Sprachraum und www.kulturteil.ch bringt Kulturkritiken aus der Zentralschweiz. In der Schweiz gibt es jetzt eine neue Plattform für Theaterkritiken: www.theaterkritik.ch.

Screenshot von www.theaterkritik.ch

Diese Online-Kritik-Seiten sind schneller als die Printmedien, die ihre Premierenkritik frühestens am übernächsten Tag ins Blatt rücken können. Aber noch schlimmer ist der schleichende Abbau der Kulturberichterstattung in den Printmedien. Wurden früher Produktionen der freien Theaterszene oft in mehreren Zeitungen besprochen, finden es die lokalen Monopolblätter heute nicht mehr nötig, ausführlich über das regionale Kulturleben zu berichten. In den Feuilletons werden tendenziell nur noch kulturelle Themen von überregionaler Bedeutung behandelt, so dass viele Theaterproduktionen gar keine Kritiken mehr bekommen — und so von der Öffentlichkeit auch nicht wahrgenommen werden. Hinzu kommt, dass Theaterkritiken oft gar keine Kritiken mehr sind, sondern nur noch bessere Matchberichte von PraktikantInnen.

Diesem Missstand will www.theaterkritik.ch nun abhelfen. Theatergruppen können für ihre neuen Produktionen Kritiken bestellen. Für 600 Franken bekommen die Gruppen eine Vorschau mit Projektbeschrieb und Foto sowie zwei professionelle Kritiken, die am Tag nach der Premiere bis 14 Uhr ins Netz gestellt werden. Ganz unproblematisch ist dieses Finanzierungsmodell nicht, heisst es doch: Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing. Ob dieser Mangel mit zwei Kritiken aus verschiedenen Standpunkten ausgeglichen werden kann, wird sich zeigen. So oder so aber ist die Intitiative von www.theaterkritik.ch zu begrüssen, bietet sie doch eine echte Alternative zur Nichtkritik in den Printmedien.

Letztlich haben nämlich Theatergruppen, die auf bestellte Kritiken angewiesen sind, das gleiche Problem wie verschuldete Nationalstaaten, die ohne Rating einer Ratingagentur an den globalen Finanzmärkten keine Kredite aufnehmen können und deshalb bei den grossen Ratingagenturen ein Rating in Auftrag geben müssen... (vgl. Wer ratet eigentlich die Ratingagenturen?).

Sonntag, 13. November 2011

Wer ratet eigentlich die Ratingagenturen?

Nach der peinlichen Panne von Standard & Poor's, der versehentlichen Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs von AAA auf AA, reduziert der Kulturflaneur die Glaubwürdigkeit der Ratingagentur Standard & Poor's von auf — den nassen Finger in die Luft halten kann ich nämlich auch!

Bild: leefinancialhelp.com

Nach dieser peinlichen Panne ist bei Standard & Murks für Häme gesorgt, aber im Ernst: Wer kontrolliert eigentlich die Ratingindustrie? Wer sorgt dafür, dass in diesen Firmen alles mit rechten Dingen zugeht, zumal sie nur schon mit einem technischen Fehler ein ganzes Land ins Unglück stürzen können? Und kann es sein, dass drei US-amerikanische Firmen mehr oder weniger bestimmen, ob jetzt dann auch Italien unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen muss? Ich jedenfalls kann die Forderung nach einer europäischen Ratingagentur nachvollziehen.

Isabelle Gras erwähnt in ihrer Studie The Power to Rate. Eine Untersuchung zur Rolle der Ratingagenturen auf den internationalen Finanzmärkten noch weitere Probleme:
  • In der Dreiecksbeziehung Herausgeber von Anleihen - Ratingagentur - Anleger zum Beispiel stecken potenzielle Interessenkonflikte und Anreize zu opportunistischem oder sogar fahrlässigem Verhalten (moral hazard): Da die Emittenten von Anleihen vom Urteil der Agenturen abhängig sind, ist für eine Agentur die Versuchung gross, gegen eine höhere Gebühr die Bonität des Schuldners besser einzustufen als sie tatsächlich ist.
  • Durch den vorauseilenden Gehorsam der Schuldner, die sich den Kriterien und Regeln der Ratingagenturen anpassen, werden die Agenturen zu de-fakto-Regulierern der Finanzmärkte.
  • Durch die Überwachung der Eigenkapitalvorschriften von Basel II bekommen die Ratingagenturen auch noch die Rolle der Marktaufsicht.
Fazit: Die Macht der Ratingagenturen nimmt laufend zu, ohne dass diese Ratingindustrie mehr Verantwortung übernehmen muss und der Machtmissbrauch durch institutionelle Einschränkungen reduziert wird. Es braucht eine stärkere Aufsicht über die Ratingagenturen, standardisierte und transparente Verfahren sowie Mindestanforderungen an die Qualität eines Ratings. Die Macht der Ratingsindustrie im internationalen Finanzsystem muss eingeschränkt werden.

Montag, 31. Oktober 2011

Kommerz vs. Kunst — 1 : 1

Im Februar habe ich mich intensiv mit Felix Kuhns "Klotz" auf der Luzerner Allmend beschäftigt. Darf Kunst im Weg sein? habe ich mich gefragt. "Sie muss sperrig sein!", war meine Antwort, denn sie ist Das Salz in der Stadtsuppe. Doch jetzt ist ausgeklotzt.


So sah der siegreiche "Klotz" (6 x 6 x 6m) im Februar aus... (Bild aus der Wettbewerbsdoku im Jurybericht)

Letzte Woche ist nun bekannt geworden, dass die Jury, die noch im Februar Felix Kuhns "Klotz" zum Wettbewerbssieger erkoren hatte, die Umsetzung der Idee in ein ausführungsreifes Kunstwerk für nicht gelungen hält. Auf Grund der Kehrtwende der Jury hat sich der Stadtrat von Luzern gegen die Realisierung des Kunstwerks entschieden. O-Ton Jury: "Bedauerlicherweise hat sich der Künstler in der Weiterbearbeitung weitgehend auf ausführungstechnische Fragen beschränkt. Dabei sind aus Sicht der Jury die erwartete und notwendige künstlerische Weiterentwicklung und Verdichtung des Projektes nicht verwirklicht, das künstlerische Potential nicht ausgeschöpft und der künstlerische Anspruch nicht eingelöst worden." (vgl. Medienmitteilung der Stadt Luzern)


...und so im Oktober (3.6 x 3.6 x 3.6m). Quelle: www.derklotz.ch

In seinem Kommentar zum Artikel "Klotz: Jury macht Kehrtwende" schreibt Benno Mattli in der NLZ vom 28.11.2011: "Solche Formulierungen deuten (...) darauf hin, dass Jury und Stadtrat auch dem Druck der Öffentlichkeit nachgegeben haben. Eine späte Einsicht. Aber immerhin!" Und freut sich diebisch über die gelungene Kampagne seiner Zeitung gegen das Kunstprojekt von Felix Kuhn.

Auch der Journalist Hanns Fuchs vermutet in seinem Blogeintrag Ausgeklotzt, dass Jury und Stadt vor den kommerziellen Interessen zurückgekrebst sind: "Von Anfang an war ja klar, dass der Klotz im Weg stehen würde. (...) Als Messe Luzern und FCL dann sagten, dass der Kunst-Klotz tatsächlich im Weg stehe, und zwar ihnen und ihren Interessen, war klar: Jury und Wettbewerbsveranstalter würden sich was einfallen lassen müssen, um aus dem anstössigen Projekt wieder raus zu kommen."

Ganz egal, wie die Jury ihre Kehrtwende begründet, im Match um die Kunst im öffentlichen Raum zwischen FC Kommerz und SC Kunst steht es 1 : 1. Nach dem Führungstor von Felix Kuhn in der 42. Minute, schoss Messe-Geschäftsführer Markus Lauber auf Pass vom FCL in der 50. Minute das Ausgleichstor. Und das kunstfeindliche Publikum schickt die Jury in den "Schäm-di-Egge".

Seis drum: Dieser Match geht in die Verlängerung, allerdings ohne Felix Kuhn vom SC Kunst, der nach 90 Minuten ausgewechselt wurde. Auf Empfehlung der Jury will die Stadt nach Abschluss der Bauarbeiten die Kunst auf der Vorzone Allmend neu lancieren, denn die Vorzone Allmend als wichtige öffentliche Zone und grösster Platz Luzerns dürfe nicht "kunstlos" bleiben. Von den gesprochenen Geldern sind immerhin noch etwa 100'000 Franken übrig...

Montag, 24. Oktober 2011

Wahlsonntagszmittag

Die nationalen Wahlen sind vorbei und auch in der Waadt sind die Stimmen ausgezählt — Zeit für einen Rückblick auf einen mehr oder weniger erfreulichen Wahlsonntag mit wenigen bitteren Pillen.



Das Wahlzmittag begann erfreulich: mit einem Salat in den zu den Wahlen passenden Farben, einem roten Randensalat und einem weissen Chinakohlsalat mit Ingwersauce.

Doch dann die bittere Pille: die Nachricht von der Abwahl des linksalternativen Zuger Nationalrats Jo Lang. Er selber war sehr enttäuscht, erklärte aber seine Abwahl mit der Steuerpolitik seines Kantons. Die tiefen Steuersätze würden so viele zahlungskräftige Steuerpflichtige anziehen, dass seine WählerInnen sich die horrenden Mieten nicht mehr leisten könnten und aus dem Kanton wegziehen müssten. Logisch, dass die ZugerInnen bürgerlicher und wirtschaftfreundlicher wählen.



Auch der Hauptgang des Wahlzmittags mundete hervorragend: ein Rindsvoressen, dazu Kartoffelstock und Blumenkohl. Auch Sauce gab es reichlich, so dass die Stauseen für den Winter gefüllt werden konnten. Nur die Farbe des Fähnchens stimmte nicht ganz: Es war pink statt schweizerfahnenrot, weil dem Drucker just an diesem Wahlsonntag die gelbe Farbe ausging.

Dann konnten wir mit einem französischen Bio-Rotwein von der Domaine St. Blaise im Languedoc anstossen: auf die Wahlverluste der SVP und auf den Wahlsieg von CSP-Mann Karl Vogler, der dank vereinten Kräften in Obwalden SVP-Nationalrat Christoph von Rotz verdrängen konnte. Auch nicht traurig war ich über die Abwahl des SVP-Geiferers Ulrich Schlüer im Kanton Zürich, der als rechtsnationaler Politiker nun schon viel zu lange in der nationalen Politik (AUNS, Minarettinitiative, Bildungspolitik) mitgemischt hat.



Als Dessert servierte Frau Frogg Feigen: simpel und delikat.

Unsere beiden VertreterInnen im Nationalrat wurden erfreulicherweise glatt wieder gewählt. Abserviert wurde dagegen — auch das ist nicht wirklich traurig — der ehemalige Kommandant der Schweizergarde und Waffenlobbyist Pius Segmüller, über den ich im Zusammenhang mit der Waffenschutzinitiative hier schon einmal geschrieben habe. Er musste Leo Müller, einem anderen CVP-Mann, Platz machen.



Fazit: Die Wahlen sind bis auf 19 noch nicht besetzte Ständeratssitze gegessen. Jetzt darf man gespannt sein auf die Gesamterneuerung des Bundesrats und wie die neu gestärkte, aber zersplitterte Mitte den Sitz von BDP-Bundesrätin Widmer-Schlumpf retten will...

Sonntag, 23. Oktober 2011

Spaziergang am Göttersee

Nachdem sich gestern der Nebel gelichtet hatte, haben wir einen grossen Spaziergang oder eine kleine Wanderung gemacht: auf dem Rücken über dem Rotsee vom Sädel nach Buchrain.

Zum Vergrössern auf die Karte klicken! Quelle der Karte: map.geo.admin.ch

1 Göttersee der Ruderer

Von uns zuhause führt der naheliegendste Spaziergang in ca. 75 Minuten rund um den Rotsee. Dieser lang gezogene und schmale See ist wegen seiner idealen Form und seiner idyllischan Lage als Rudersee derart beliebt, dass er auch "Göttersee der Ruderer" heisst. Hier finden immer wieder nationale und internationale Ruderregatten statt — und bei einem Kopf-an-Kopf-Zieleinlauf kann es schon mal vorkommen, dass durchs offene Fenster das Anfeuerungsgeschrei des Publikums zu hören ist. An solchen Tagen und bei Schönwetter ist unser Naherholungsgebiet allerdings so überlaufen, dass es sich empfiehlt, einen anderen Spaziergang zu wählen, z.B. auf dem Hügel zwischen Rotsee und Reuss.


Das obere Ende des Rotsees mit Blick Richtung Ebikon

2 Gegenpanorama vom Sädel

Immer wieder habe den Ausblick vom Dachfenster unserer Wohnung fotografiert und in der Rubrik Panaroma ins Netz gestellt, wie z.B. diese zwei Panoramen von Winter und Frühling. Hier kommt nun das "Gegenpanorama" vom gegenüber liegenden Hügel:

Panorama vom Sädel am 22. Oktober 2011 — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Der Blick zurück auf unser Wohnquartier zeigt im Vordergrund den Rotsee mit Zielgelände, das Restaurant Regatta mit Parkplatz, das Schrebergartenareal im Friedental sowie ganz rechts das Musikzentrum Sedel, im Mittelgrund von links nach rechts Ebikon, die Stadtluzerner Quartiere Maihof und Bramberg und im Heiligenschein des Gegenlichts das Kantonsspital, im Hintergrund sind die Rigi und die Zentralschweizer Alpen zu erkennen. Das Weiss des Gegenlichts lässt den Pilatus verschwinden, der sonst in Luzern jedes Panorama dominiert.

Das Sedelgebäude, das dem Kanton Luzern bis 1971 als Strafanstalt diente, konnte von der Luzerner Ableger der 80er Bewegung für die Musikszene erkämpft werden. Seit 1981 ist der Sedel ein Musikzentrum mit über 50 Übungsräumen, einem Aufnahmestudio und einem Club, der vor allem Rock und Punk-Konzerte, aber auch Hardcore-, Metal- und HipHop-Bands sowie Techno und Elekronika veranstaltet. Während über drei Jahrzehnten hat der Sedel mit seiner kontinuierlichen Arbeit viel zum guten Ruf der Luzerner Musikszene beigetragen.

3 Altehrwürdige Rotseefähre

Viel älter als Ruderregatten und Sedel ist eine andere Institution am Rotsee: Seit Menschengedenken kann man den Rotsee mit einer Fähre überqueren. Die Rotseefähre, die vom Palmsonntag bis Ende Oktober verkehrt, hat allerdings immer weniger Fahrgäste: Während 1976 - 1979 pro Saison bis zu 24’000 Personen sich über den See fahren liessen, waren es 2004 noch etwa 6000 Fahrgäste. Wer mehr über die alterwürdige Fähre erfahren will, sollte diesen Artikel von Walter Tschümperlin lesen.


Die Rotseefähre überquert den Rotsee

4 Kreuz am Wegkreuz

Auf dem Hügelzug zwischen Rotsee und Reuss kreuzt sich der asphaltierte Weg von Rathausen zur Rotseefähre mit dem Weg, der auf dem Hügel vom Sedel über den Seehof und den Hundsrügge nach Buchrain führt. Am Wegkreuz steht unter einem mächtigen Baum ein Kreuz mit einer Ruhebank:


Die Kreuz oberhalb von Rathausen

5 Das Agglodorf auf dem Hügel

Vom Wegkreuz führt der Weg durch den Wald nach Buchrain — oder wie die Einheimischen sagen: "Bueri". Das Bildpotpourri vermittelt einen ersten Eindruck vom Agglodorf auf dem Hügel zwischen Rontal und Reuss:



Im Uhrzeigersinn:
  • Viele neue Einfamilienhäuser sind von hohen Mauern und Hecken umgeben: Buchrains Einfamilienhausquartier wirkt wie eine gated community — es würde einem nicht erstaunen, wenn hier auch noch eine Bürgerwehr patrouillieren würde.
  • Neu Sankt Agatha wirkt ein bisschen wie das Silogebäude einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, hat aber sicher auch architektonische Qualitäten.
  • Der Blick von Buchrains Kreisel ins Rontal zeigt den 58 Meter hohen Testturm der Aufzugsfabrik Schindler — das Wahrzeichen von Ebikon.
  • Die Dorfstrasse ist so gesichtslos wie viele Dorfstrassen in der Agglomeration: Das Gebäude-Sammelsurium besteht aus unterschiedlich alten Gebäuden vom Holzchalet bis zum Einkaufszentrum.