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Sonntag, 2. Dezember 2012

outdoor indoor outdoor

Letzten Mittwoch gab mir eine Freundin eine tolle Führung durch die neuen Gebäude der Pädagogischen Hochschule Zürich. Der neue Gebäudekomplex steht auf Baufeld A eines ganzen Quartiers, das bis 2020 etappenweise neben Geleisen des Zürcher Hauptbahnhofs hochgezogen wird. Die Führung begann im Sockelgeschoss, wo eine Ladenpassage die Europaallee mit der Lagerstrasse verbindet. Die Läden verkaufen Ausrüstung für Outdoor-Tätigkeiten vom Wandern übers Trekking bis zum Klettern — der Gegensatz zwischen künstlicher Indoor-Welt dieser Outdoor-Läden und der freien Natur, für die das Equipment verkauft wird, könnte nicht grösser sein.


Die Europaallee-Passage, rechts der Transa Flagship Store, der als Outdoor-Warenhaus auf 3000 Quadratmetern alles bietet, "was dein Abenteurerherz begehrt" (Eigenwerbung Transa).

Um den krassen Gegensatz zwischen Kunst-Welt und Natur-Welt zu vermindern, wird die Natur multimedial in diese künstliche Outdoor-Shopping-Zone zurückgeholt: Die Decke der Einkaufspassage wird mit 16 Projektionen bespielt, die saisonal verändert werden können und inhaltlich aus fünf verschieden Bereichen der Natur (Wüste, Alpen, Meer, Regenwald und Wiese) stammen — das Konzept der medialen Bespielung hat die iart interactive ag erarbeitet. Die Natur wird aber auch akustisch in die Indoor-Passage zurückgeholt: Passend zu den Projektionen sind "zum Beispiel Grillenzirpen, Meeresrauschen, raschelndes Laub oder Tierstimmen" zu hören. Die 24-Kanal-Klanginstallation stammt aus der Klangküche von Idee und Klang. Als wir da waren, krächzten — passend zum hochnebelartigen Himmel über den Tannenbäumen — Raben durch die Eurapaallee-Passage.

Die Entfremdung von der Natur ist anscheinend so weit fortgeschritten, dass wir urbanen Menschen beim Einkauf von Outdoor-Equipment als Vorbereitung aufs nächste Naturerlebnis multimedial auf Natur eingestimmt werden müssen — so verkommt Natur zu einem indoor konsumierbaren Surrogat.

Freitag, 23. November 2012

Fuck Facebook!

Heute habe ich mich massiv über Facebook geärgert. Facebook hat Mitte August als Reaktion auf anhaltende Kritik, dass man auf Facebook eigene Bilder nicht endgültig löschen konnte, sein Speichersystem für Bilder geändert. Drei Jahre hat Facebook gebraucht, um die eigenen Server "vergesslicher" zu machen. "Besser spät als nie!", schrieb www.n-tv.de. Allerdings hat Facebook mit der Veränderung des Speichersystems auch sämtliche Bilder verschoben und umbenamst — mit der ärgerlichen Folge, dass meine eigenen Fotos, die ich auf Facebook ins Netz gestellt und in Blog-Einträgen verwendet habe, seither nicht mehr gefunden werden. Fuck Facebook!



In meinem Beitrag Jungfraujoch — sold out! beispielsweise erschienen 8 von 13 Bildern nicht mehr und ich musste den Eintrag in mühsamer Kleinarbeit rekonstruieren. Und das ist längst nicht der einzige Beitrag, der von dieser Facebook-Attacke gegen meine eigenen Bilder betroffen ist — insgesamt sind aus fast 20 Einträgen über unsere Reisen nach Wien und in die Türkei über 70 Bilder "verschwunden".

Dass Bilder aus anderen Internetquellen in alten Blog-Beiträgen plötzlich nur noch mit einem leeren weissen Rahmen erscheinen, liegt in der unbeständigen Natur des Internets. Dieses Risiko lässt sich nur vermeiden, indem man diese Bilder auf dem eigenen Server sichert. Aber dass die Links auf Bilder in den eigenen Foto-Alben auf Facebook nicht mehr funktionieren, ist mehr als ärgerlich und wieder einmal eines dieser überflüssigen, Zeit raubenden Beschäftigungsprogramme.

Und die Moral von der Geschicht': Trau dem Facebook nicht! Sie gilt eigentlich auch für jeden anderen Gratisspeicherplatz auf dem World Wide Web, der ebenso mir nichts, dir nichts aufgelöst oder an einen anderen Ort hin verschoben werden kann.

Donnerstag, 22. November 2012

Mini-Fondue

Ein Rezept oder viel mehr eine Zubereitungsidee von Mitarbeiterinnen im Kreuz Solothurn: Man nehme einen Mini-Caprice, die kleinere Ausgabe des Caprice des Dieux, des europaweit vermarkteten französischen Weichkäses, und lege ihn auf einem ofenfesten Teller in den vorgeheizten Backofen. Man warte, bis sich der Käse im Innern so stark erhitzt, dass sich der Deckel wölbt. Dann muss man nur noch den Deckel abschneiden — und fertig ist das Mini-Fondue.



Eine Warnung: Man warte nicht zu lange, bis man den geblähten Käse wieder aus dem Ofen nimmt, denn wer weiss schon, was passiert, wenn der kochende Käse die weiche Rinde zum Platzen bringt. Aber sonst: Einfach in der Zubereitung, kein Käsegeruch in der ganzen Wohnung wie beim Fondue und die "Fondue-Pfanne" bzw. die leergegessene Weichkäserinde lässt sich ebenfalls essen — ein heisser Tipp für kalte Tage!

Ach ja: Wer in seinem Browser nicht www.capricedesdieux.ch, sondern www.capricedesdieux.de, www.capricedesdieux.at oder
www.capricedesdieux.fr eingibt, erhält einen interessanten Einblick in die Vermarktungsstrategien von Weichkäse...

Dienstag, 13. November 2012

Doppelter Hochnebel

Jetzt ist wieder die Jahreszeit, in der es in den Wettervorhersagen heisst: "Unten grau, oben blau." Gemeint ist die winterliche Hochdrucklage, die im schweizerischen Mittelland einen Kältesee entstehen lässt, an dessen Obergrenze sich eine Nebelschicht bildet. Unter dem Hochnebel ist der Himmel grau, darüber blau. Doch heute war doppelter Hochnebel angesagt: also unten grau, oben auch grau.

Bei der Stockhütte oberhalb des Vierwaldstättersees sah dies um 13 Uhr 30 so aus:


Unten grau, oben grau, aufgenommen von der Webcam bei der Stockhütte (1286 m.ü.M.) — Bildquelle: www.klewenalp.ch

Heute ging der obere graue Deckel bei der Stockhütte nie weg, doch nur wenige Kilometer entfernt, 359 Meter höher und eine Stunde später bot sich der für diese Jahreszeit typische — und für diejenigen unter dem Hochnebel ärgerliche — Anblick mit Nebelmeer und blauem Himmel:


Unten grau, oben blau, aufgenommen von der Webcam auf der Klewenalp (1645 m.ü.M.) — Bildquelle: www.klewenalp.ch

Ob einfacher oder doppelter Hochnebel ist mir eigentlich egal, lieber wäre mir, diese trübseelig machende Wetterlage würde weniger häufig vorkommen. Ich hoffe deshalb, dass die gegenwärtige Tendenz zu weniger Nebeltagen im Mittelland weiterhin anhält:


Anzahl Tage mit Nebel im Mittelland — Bildquelle und Artikel zur Tendenz zu weniger Nebeltage: www.meteoschweiz.admin.ch

Die 2008 von Lukas von Dach am Geografischen Institut der Universität Bern veröffentlichte Diplomarbeit zur Nebelhäufigkeit in der Schweiz gibt jedenfalls zur Hoffnung Anlass: Seit 1971 verminderte sich die Nebelhäufigkeit um rund 5 Tage pro Jahrzehnt.

Sonntag, 11. November 2012

Frauen sehen Dinge anders

Ich bin nicht sicher, ob ich als Mann überhaupt befugt bin, über den ersten Koffermarkt in Solothurn zu schreiben, betrug doch die Frauenquote bei den Ausstellerinnen 100%. Die rund vierzig Kunsthandwerkerinnen, die am 3. November im Kreuzsaal ihre Ware aus ihren Koffern anboten, sind natürlich überzeugt, schöne Sachen zu produzieren und zu verkaufen. Mich jedoch hat’s nicht gepackt. Ob’s daran liegt, dass Frauen Dinge anders sehen als Männer?



Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich nach dem Konzert am Vorabend recht früh aus den Federn musste, um den Saal aufzuschliessen und beim Einrichten für den Koffermarkt zu helfen – die Veranstalterinnen waren zwar gut organisiert, aber ich bin definitiv kein Morgenmensch.



Aus der halben Deutschschweiz trudelten allmählich die Marktfahrerinnen ein – teils mit dem Auto, teils konzeptgerecht mit dem öffentlichen Verkehr. Die wenigen Männer waren für einmal zu Hilfspersonal degradiert – und waren als Chauffeure und Kofferschlepper zu Diensten. Wäre es mein Job gewesen, hätte ich den halben Morgen lang als Lichttechniker die Kofferschätze ins beste Licht rücken können…



Als dann die ersten potenziellen Käuferinnen – die wenigen Männer sind mit gemeint – eintrafen, herrschte eine aufgeräumte, erwartungsvolle und fröhliche Stimmung. Frau begutachtete das Angebot, das von individuell gestaltetem Schmuck über genähte Täschchen, gedruckte Kärtchen und gehäkelten Süssigkeiten bis zu Etageren aus Flohmarkttellern und gehobenen Mitbringseln reichte – unmöglich, die kunterbunten Kofferschätze in wenigen Stichworten zusammenzufassen.



Bei den gehäkelten Süssigkeiten kam mir unweigerlich die Frage in den Sinn, die ich hier schon zur Diskussion gestellt habe: Kann Stricken Kunst sein? Und zur Etagerenproduktion hätte ich massenhaft Teller beitragen können…



Aber auch im weiteren Verlauf des Koffermarkts konnte ich mich nicht fürs Angebot erwärmen. Als ich Frau Frogg davon erzählte und ihr diese Bilder zeigte, meinte sie: Diese Sachen sind wirklich schön. Da keimte in mir erstmals der Verdacht, dass Männer einen anderen Blick auf dekorative Dinge haben könnten als Frauen.



Dass ich mit den Kofferschätzen nichts anfangen konnte, lag vielleicht aber auch daran, dass mein Bruder, Frau Frogg und ich in der Woche davor mehrere Bananenschachteln voll „Tchotchkes“ erfolgreich entsorgt hatten. Tchotchke ist ein Wort, das mein Bruder aus Amerika mitgebracht hat und in der jüdischen Community in New York gebräuchlich ist. Es bedeutet etwas zwischen Schnickschnack, Nippes und Kitsch. Tchotchkes sind bestenfalls dekorativ, meistens nutzlos und manchmal nur noch Staubfänger…



Der erste Koffermarkt in Solothurn war jedenfalls gut besucht, die Stimmung war ausgezeichnet und die Organisatorinnen zufrieden. Ich jedoch bin mir seither sicher: Frauen haben einen anderen Blick auf die Dinge als Männer!

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Black Box unterm Bett

Bei der Räumung der Wohnung meines Vaters fanden wir unter dem Bett eine geheimnisvolle, schwarze Kiste. Der Deckel war mit vier Schrauben befestigt und an der Vorderseite ist ein rhombenförmiges Schild mit rotem Blitz und der Aufschrift "Original Phylax" angebracht. Das Wesen einer Black Box ist bekanntlich unbekannt — man weiss nicht, was darin passiert. Aber bei dieser schwarzen Kiste deutet nichts darauf hin, dass etwas hineingehen oder herauskommen würde, ist also auch der Input und der Output unbekannt. Geheimnisvoller geht's nicht mehr!



Ich hatte einen Verdacht, was diese schwarze Kiste unter dem Bett meines Vaters sein könnte, aber selbstverständlich war unsere Neugierde geweckt...



Wir mussten wissen, was in der Black Box unterm Bett steckt. Wir schraubten also den Bakelit-Deckel ab...



...und zum Vorschein kam diese merkwürdige Installation mit aufgewickeltem Draht und einem Zettel mit dem Herstellungsdatum: 30. Dezember 1952. Wir jedoch waren noch kein bisschen schlauer.



Als wir dann auch noch die Platine herausschraubten, fanden wir zwar auf der Unterseite einen angelöteten Kondensator, aber für uns war die aufgeschraubte und ausgeweidete schwarze Kiste nach wie vor eine Black Box unbekannten Wesens.

Erst durch eine Internetrecherche lüftete sich das Geheimnis: Der Original Phylax ist ein Erdstrahlenentstörgerät — ziemlich sicher ein Geschenk meines Grossvaters, der als passionierter Wünschelrutengänger Wasseradern aufspürte und seinen Sohn vor schädlichen Erdstrahlen schützen wollte. Ich denke mir, dass unser Vater ihn gewähren liess — ganz nach dem Motto: Nützt's nüt, so schadt's nüt!

Freitag, 19. Oktober 2012

's esch Määs z'Lozärn — Luzern grüsst Wien

Luzerndeutsch für: Es ist Messe in Luzern. Interessanterweise benutzen die LuzernerInnen nicht das schweizerdeutsche Wort Chilbi, das heute vor allem Rummelplatz bedeutet, sondern "Määs", das auf das Wort "Kirchmesse" zurückgeht. Die Määs ist also auch eine Folge von St. Leodegar. Hier ein paar Impressionen vom Jahrmarkt, der noch bis Sonntag dauert.


Das Wahrzeichen der Määs ist von weitem zu sehen: das Riesenrad neben dem Kultur- und Kongresszentrum Luzern.


Noch weiter allerdings ist die Määs zu hören: Schon in der Altstadt kündigt sich die Määs mit Kindergekreisch an, das allerdings nicht von diesem Kettenkarussell kommt, sondern von der Piratenschaukel.


Schon seit 1901 gibt es das Original Seetaler Carousel.


Der Kulturflaneur mit neuem Hut — ein Geschenk von Frau Frogg (danke!). In den Jahrmarktbuden auf dem Inseli gibt es nicht nur Hüte, sondern vom Indianerschmuck über tibetanische Klangschalen und Duftessenzen bis zum Silberputzmittel und zum Rossfleisch alles zu kaufen...


Der Blick vom Riesenrad auf die Seebrücke und die Luzerner Altstadt, ...


... auf das Seebecken und die Rigi und ...


... auf das renovationsbedürftige KKL-Dach und die eindrückliche Wolkenkulisse am Pilatus.


Auch wenn's nur die kleine Schwester vom ehrwürdigen Riesenrad am Prater ist: Luzern grüsst Wien!

Samstag, 13. Oktober 2012

Gefährliches Image

In meinem Eintrag über die Tiefseetaucher im Hochgebirge habe ich über die Verzasca als schönen, gefährlichen Fluss geschrieben. Offenbar ist die Gefährlichkeit der Verzasca schweizweit so bekannt, dass sie sogar in der Werbung verwendet werden kann...



Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung nützt jedenfalls das Image des gefährlichen Flusses für ihre aktuelle nationale Werbekampagne, denn alle wissen: Köpfler üben an der Verzasca ist gefährlich.