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Mittwoch, 16. Januar 2013

Spuren im Schnee

Geschneit hat es nicht wirklich und es liegt nur ein Hauch Schnee. Das Bild zeigt den Plattenweg vor unserem Haus. Der Schwarzweisseffekt entsteht dadurch, dass zwei verschiedene Personen für die die Schneeräumung dieses Wegs zuständig sind — die Zuständigkeitsgrenze ist gut sichtbar. Dazu ist der Schnee recht klebrig und bleibt an den Schuhen hängen.

Donnerstag, 10. Januar 2013

ZHB Luzern: Kanton vs. Stadt

Die Sanierung der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern ist längst überfällig: Aus baulichen Gründen musste das Büchermagazin geleert und geschlossen werden und die Bücher sind im Entlebuch zwischengelagert. Dass es trotz diesem unhaltbaren Zustand nicht vorwärts geht, daran ist einzig und allein der Kantonsrat schuld, der ein perfektes Chaos veranstaltet.

Bildquelle: www.zhbluzern.ch

Das Gstürm um die ZHB hat eine Ende und alles wird gut, dachte man im Juni 2010, als der Kantonsrat 18.8 Millionen Franken für ein fixfertiges Sanierungsprojekt bewilligte. Auf Grund einer Motion von Bauunternehmer Hans Aregger hat sich's der Kantonsrat im November 2011 jedoch anders überlegt: Da der Kanton wegen seiner Steuersenkungsstrategie sparen muss, solle die ZHB nicht saniert, sondern neu gebaut werden. Der Clou dabei: Das Grundstück der ZHB wird einem privaten Investor überlassen, der mit einer dichteren Überbauung das Gebäudevolumen und die Geschossflächen vervierfachen könnte. Im Gegenzug müsste der Investor der ZHB mindestens 5000 Quadratmeter gratis zur Verfügung stellen und dem Kanton jährlichen 10 Millionen Franken zahlen — der Kanton käme so gratis und franko zu einer nigelnagelneuen Zentralbibliothek.

Rechnung ohne Wirt

Allerdings hat der Kantonsrat die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Er hat sich über die Bedürfnisse der städtischen Bevölkerung hinweggesetzt, die einer so starken baulichen Verdichtung neben einem der lauschigsten Plätze Luzerns kaum zustimmen würde. Ausserdem war damals schon klar, dass der Bau an der Sempacherstrasse denkmalschutzwürdig ist, wurde er doch in den 50er Jahren als "schönster Bibliotheksneubau der Schweiz" gefeiert und zählt zu den Meisterwerken des Luzerner Architekten Otto Dreyers.

Um der Polemik, die der Kantonsrat mit seinem Entscheid für eine "Schnäppchen-Bibliothek" ausgelöst hat, etwas entgegenzusetzen, erklärte er am 6. November 2012 die dringliche Motion von CVP-Kantonsrätin Andrea Gmür-Schönenberger mit nur einer Stimme Unterschied für erheblich. Diese Motion verlangt, anstelle der Public-Private-Partnership den Neubau des Kantonsgerichts ins Projekt zu integrieren. Und dies, obwohl die Denkmalkommission des Kantons Luzern im Februar 2012 die Unterschutzstellung des Dreyer-Baus beantragt hat, obwohl sich Luzerns Stadtrat und Stadtparlament in der Zwischenzeit gegen einen Neubau in den vorgeschlagenen Dimensionen ausgesprochen haben, und obwohl sich jahrelange Streitigkeiten um die notwendige Änderung der Bau- und Zonenordnung abzeichnen und ein Bibliotheksneubau mit integriertem Kantonsgericht nicht vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag realisiert werden kann. Das ist — mit Verlaub meine Damen und Herren Kantonsräte — Wunschdenken, aber keine realitätsbezogene Politik!

Rechnung mit Quittung

Jetzt hat die kantonale Dienststelle Hochschulbildung und Kultur den Kantonsräten die Rechnung für diesen Scherbenhaufen präsentiert und die ZHB unter Denkmalschutz gestellt (vgl. Medienmitteilung). Gemäss NLZ von gestern ist damit allerdings die Sache noch nicht gegessen: Dringlichkeitsmotionärin Gmür-Schönenberger ist überrascht, "dass ein solcher Entscheid über den Kopf des Parlaments hinweg gefällt wird." Für SVP-Kantonsrat Marcel Omlin ist es "eine staatspolitische Frechheit" und FDP-Kantonsrat Damian Hunkeler ist empört. Dass so die Arbeit des Parlaments in Frage gestellt werde, sei nicht in Ordnung. Dabei hat sich genau dieses Parlament wider besseres Wissen für dieses unrealistische Vorgehen entschieden — und bekommt nun die Quittung dafür.

Aber bei dieser Geschichte geht es nicht nur um einen Interessensgegensatz zwischen dem Kanton, der sein innerstädtisches Grundstück besser nutzen will, und der Stadt, die neben dem Vögeligärtli keine bauliche Verdichtung will, sondern auch um den Widerspruch zwischen den finanziellen Interessen des Kantons und dem kantonalen Denkmalschutz. Sowohl CVP-Frau Gmür als auch SVP-Mann Omlin haben beim Parlament dringliche Anfragen eingereicht und überlegen sich gemäss NLZ von heute, Verwaltungsbeschwerden gegen die Unterschutzstellung einzureichen. Ob sie allerdings dazu berechtigt sind, ist eine andere Frage — sicher zu einer Beschwerde berechtigt ist Kantonsbaumeister Urs Mahlstein, der den Kanton als Eigentümer vertritt. Die rechte Hand des Kantons, die Abteilung Immobilien des Finanzdepartements, würde also bei der linken Hand des Kantons, dem Bildungs- und Kulturdepartement, Beschwerde einlegen gegen einen Entscheid des linken Zeigefingers: die Unterschutzstellung der denkmalschutzwürdigen ZHB. Noch absurder wird's bei einem allfälligen Rekurs gegen einen Entscheid des Bildungs- und Kulturdepartements: Rekursinstanz ist ausgerechnet das kantonale Verwaltungsgericht, das ins kantonsrätliche Bibliotheks- und Gerichts-Luftschloss einziehen soll.

Letztlich geht es bei diesem Streit um die ZHB um die Frage, ob sich die öffentliche Hand — in diesem Fall der Kanton Luzern — sich wie ein Immobilienspekulant verhalten soll oder ob auch noch andere Werte, wie Denkmalschutz oder die Interessen der lokalen Bevölkerung, zählen. Kurz: Welche der öffentlichen Hände gewinnt die Oberhand?

Freitag, 4. Januar 2013

150 Jahre Tube

Unglaublich, aber wahr: Am 10. Januar wird die Tube, wie Londons Untergrundbahn auch liebevoll genannt wird, 150 Jahre alt. Gemäss Wikipedia ist Londons Underground die älteste U-Bahn der Welt. Sie verfügt nach der Metro von Shanghai über das zweitlängste Netz. Aber vor allem ist die Tube nach wie vor eine Ikone des metropolitanen Verkehrs — happy birthday!



Das erste Teilstück von Londons Underground war eine unterirdische Verlängerung der Great Western Railway zwischen Farringdon und Paddington mit sieben Stationen. Diese Strecke ist heute ein Teil der Hammersmith & City Line. Die russgeschwängerte Luft in den unterirdischen Stationen der dampfbetriebenen U-Bahn stelle ich mir schrecklich vor — erst ab 1905 wurde die Underground elektrifiziert. Ab 1868 wurde das Netz sukzessive auf elf Linien mit 402 Kilometer Länge ausgebaut. Heute transportiert Londons Underground über 1.1 Milliarden Passagiere — You can't beat the system!

Montag, 31. Dezember 2012

Frühling im alten Jahr

Mit der Klimaerwärmung spinnt das Wetter: Heute, am letzten Tag des Jahrs, habe ich hinter unserem Haus Frühlingsblumen fotografiert — ich glaube, mir spinnt's. Aber in den letzten Tagen war der Winter in der Schweiz gar nicht winterlich, sondern frühlingshaft warm. Kein Wunder, erwacht die Vegetation zu Unzeit!





Bleibt nur zu hoffen, dass der Frühling im Neuen Jahr deswegen nicht ausbleibt!

Sonntag, 30. Dezember 2012

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert

Am Jahresende ist Zeit der Bilanzen und der guten Vorsätze. Man stellt sich vor, was man im kommenden Jahr alles besser machen will. Eigentlich sollte man sich die guten Vorsätze aufschreiben, damit man sie Ende Jahr in der persönlichen Bilanz abhaken kann. Doch das ist schon wieder einer dieser Vorsätze, die den Weg zur Hölle säumen. Eigentlich weiss man's ganz genau und macht's dann doch nicht.

Hier wenigstens eine Liste angefangener oder zumindest angedachter Blogeinträge, die erst 2013 — oder vielleicht auch gar nie — fertig geschrieben werden:
  • Den Rundgang durch die neue PHZ möchte ich gerne fortsetzen. Leider bin ich mit outdoor indoor outdoor in der Ladenpassage im Sockelgeschoss stecken geblieben.
  • Als die SVP vor einem Jahr das Referendum gegen das Budget der Stadt Luzern, schrieb ich die beiden Einträge Stop the race to the bottom und Die SVP macht aus dem Staat Gurkensalat. Nachdem die SVP der Stadt Luzern auch mit ihrem Referendum gegen die geplante Steuererhöhung grandios gescheitert ist, hatte ich vor, eine Gibsgäbeli-Analyse zu verfassen.
  • Im Herbst sind wir mit dem Voralpenexpress nach St. Gallen gefahren, die Bilder für den Teil II der Hymne auf den Voralpenexpress sind recht schön — nur der Text dazu hat sich nicht von selber geschrieben...
  • Über die Sommerferien im Tessin habe ich einige Einträge verfasst, doch fehlen immer noch zwei, drei schöne Wanderungen, die ich noch nicht verbloggt habe. Schade, denn die Ferienblogs von Frau Frogg und mir bilden die textliche Basis für ein Ferien-Fotobuch, das noch nicht einmal angefangen ist.
  • Bei den Offline-Beiträgen sind zwei angefangene Listen mit Video- und Soundlinks zum Buch 1001 Songs, die Sie hören sollten, bevor das Leben vorbei ist — ein Projekt, das grosse Chancen hat, in Kulturflaneurs ewigen Jagdgründen zu landen.
  • Immer noch offline ist auch ein angefangener Eintrag aus dem letzten — bald vorletzten — Jahr mit dem Titel "Ein Kunstklotz als Werbung für Luxuswohnungen", den ich schon wegen der Überschneidung meiner Themenbereiche Kultur und Stadtentwicklung unbedingt noch fertigstellen will, aber eben...
... der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. In diesem Sinne wünsche ich allen guten Rutsch und ein glückliches Neues Jahr.

Dienstag, 25. Dezember 2012

Keine Weihnachtsgans...

Heuer wollen die Festtagsessen kein Ende nehmen, so dass wir nach einem Raclette und Fleisch vom Tischgrill bei meiner Cousine sowie einem Rollschinkli mit Pommes Frites aus dem Ofen bei Frau Froggs Eltern Lust auf ein leichteres Weihnachtsmenu hatten. Voilà:

Das Weihnachtsmenü 2012

Linsensalat mit mariniertem Ziegenkäse

* * *

dazu ein St. Saphorin,
ein weisser Chasselas aus dem Lavaux

* * *

Eglifilets Zuger Art
Salzkartoffeln

* * *

Orangen-Datteln-Salat
mit Amaretto di Saronno



Das Rezept für den Linsensalat mit mariniertem Ziegenkäse stammt aus der Coopzeitung — Frau Frogg hat den Run auf schwarze Linsen beschrieben, den das Rezept in der auflagenstarken Kundenzeitung des Lebensmittelhändlers auslöste. Diesmal war der Einkauf entspannter, weil wir schwarze Beluga-Linsen noch zu Hause hatten. Die raffinierte Mischung aus Bohnen, Linsen und rohem Fenchel und der marinierte Ziegenkäse machen diesen Salat zu einem Gedicht.



Zum köstlichen Weisswein aus Chasselas-Trauben — ein St. Saphorin aus dem Lavaux am Genfersee — schreibt Verkäuferin Coop: "Helles Strohgelb mit grünen Reflexen, feingliedriges Bukett, attraktive Pfirsichnuancen, leicht hefig, mineralisch mit frischen Blütenduftaromen, frisch im Gaumen, angenehm weich strukturiert, delikate Aromatik." Konkurrent Denner hingegen beschreibt seinen St. Saphorin mit: "Helles Goldgelb. Duftet intensiv nach Ananas, mit einer feinen Zitrusnote. Im Körper strukturiert, mineralisch und süffig." Unser Weisswein hatte tatsächlich eine Farbe zwischen Stroh- und Goldgelb, aber wir konnten weder die Pfirsichnuancen noch die Blütenduftaromen oder den Ananasduft feststellen — süffig war der Saint Saph und passte auch zum zweiten Gang:



Die Eglifilets nach Zuger Art sind dank der Kräuter-Weissweinsauce wirklich etwas Feines. In meinem Rezept heisst es allerdings, man solle die Fischfilets nicht 19, sondern nur 10 Minuten ziehen lassen — und tatsächlich: das reicht auch. Als Kräuter verwendeten wir Dill, Peterli und Schnittlauch...



Das Dessert nahmen wir erst nach einem Verdauungsspaziergang rund um den Rotsee — ein Orangen-Datteln-Salat mit Amaretto di Saronno ist simpel, aber immer wieder gut, auch wenn Frau Frogg meinte, der Amaretto verleihe dem Dessert einen leicht "künstlichen" Geschmack.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Halbe Aussicht

Es ist wieder einmal so weit: Wie schon im Februar sind wir eingeschneit. Die Dachfenster sind voll Schnee — und wir fühlen uns wie in einer beheizten Schneehöhle. Wenn der Schnee auf den glatten Fensterflächen nach unten rutscht, dann ist wenigsten die halbe Aussicht wieder da...

In der Schneehöhle: keine Aussicht von meinem Bett, ...



... die halbe Aussicht über dem runtergerutschten Schnee ...



... schliesslich die ganze Aussicht aus dem geöffneten Dachfenster:

Das winterliche Panorama vom Dachfenster, aufgenommen am 8.12.2012 um 8 Uhr 50 — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Dieses Panorama war mit erheblichem Aufwand verbunden, war es doch nicht zu vermeiden, dass eine Menge Schnee durchs geöffnete Fenster in die Wohnung fällt...

Sonntag, 2. Dezember 2012

outdoor indoor outdoor

Letzten Mittwoch gab mir eine Freundin eine tolle Führung durch die neuen Gebäude der Pädagogischen Hochschule Zürich. Der neue Gebäudekomplex steht auf Baufeld A eines ganzen Quartiers, das bis 2020 etappenweise neben Geleisen des Zürcher Hauptbahnhofs hochgezogen wird. Die Führung begann im Sockelgeschoss, wo eine Ladenpassage die Europaallee mit der Lagerstrasse verbindet. Die Läden verkaufen Ausrüstung für Outdoor-Tätigkeiten vom Wandern übers Trekking bis zum Klettern — der Gegensatz zwischen künstlicher Indoor-Welt dieser Outdoor-Läden und der freien Natur, für die das Equipment verkauft wird, könnte nicht grösser sein.


Die Europaallee-Passage, rechts der Transa Flagship Store, der als Outdoor-Warenhaus auf 3000 Quadratmetern alles bietet, "was dein Abenteurerherz begehrt" (Eigenwerbung Transa).

Um den krassen Gegensatz zwischen Kunst-Welt und Natur-Welt zu vermindern, wird die Natur multimedial in diese künstliche Outdoor-Shopping-Zone zurückgeholt: Die Decke der Einkaufspassage wird mit 16 Projektionen bespielt, die saisonal verändert werden können und inhaltlich aus fünf verschieden Bereichen der Natur (Wüste, Alpen, Meer, Regenwald und Wiese) stammen — das Konzept der medialen Bespielung hat die iart interactive ag erarbeitet. Die Natur wird aber auch akustisch in die Indoor-Passage zurückgeholt: Passend zu den Projektionen sind "zum Beispiel Grillenzirpen, Meeresrauschen, raschelndes Laub oder Tierstimmen" zu hören. Die 24-Kanal-Klanginstallation stammt aus der Klangküche von Idee und Klang. Als wir da waren, krächzten — passend zum hochnebelartigen Himmel über den Tannenbäumen — Raben durch die Eurapaallee-Passage.

Die Entfremdung von der Natur ist anscheinend so weit fortgeschritten, dass wir urbanen Menschen beim Einkauf von Outdoor-Equipment als Vorbereitung aufs nächste Naturerlebnis multimedial auf Natur eingestimmt werden müssen — so verkommt Natur zu einem indoor konsumierbaren Surrogat.