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Montag, 4. April 2011

Hängende Skulpturen

Fast 50 Holzskulpturen von Alexander Curtius "bevölkern" zur Zeit die Solothurner Vorstadt — wer Freude an naturnahen Skulpturen hat, sollte einen Rundgang durch die Open-air-Austellung machen.

Einen ersten Eindruck vermitteln die Bilder von Heidi Häusermann, die sie an der Vernissage am letzten Samstag gemacht und freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.


"Flammenschiff" (Arve) im Aaregarten und Alexander Curtius mit einem Vernissagengast

Mir persönlich gefallen längst nicht alle Skulpturen des in Scuol lebenden Künstlers: Einige sind mir durch die starke Bearbeitung etwas zu "geschleckt", andere wiederum sind fast unbearbeitet und zeigen, dass die Natur selber schon wunderschön-skurrile Skulpturen hervorbringt, die man nur noch als solche erkennen muss.


"Läuterung" (Tanne) am ehemaligen Prison

Diese Skulptur hätte laut Alexander Curtius auch "Gefängnisgeist" oder "Befreiung" heissen können, was nicht so moralisch wäre...


"Schwinge" (Arve) im Kreuzackerpark West

Auf dem Rundgang waren viele fasziniert von dieser Verdoppelung der Formen. Alexander Curtius ist als Künstler mehr ein "Finder" als ein "Sucher" — er sucht nicht nach einer passenden Umsetzung innerer Bilder, sondern macht etwas aus dem Material, das er in der Natur findet.

Über das Suchen und Finden hat Pablo Picasso einmal gesagt: "Ich suche nicht — ich finde. Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen und das Finden-Wollen von bereits Bekanntem. Finden, das ist das völlig Neue. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer. Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Ungewissen sich geborgen wissen, die in der Ungewissheit, der Führerlosigkeit geführt werden, die sich vom Ziel ziehen lassen und nicht selbst das Ziel bestimmen." Ich bin mir allerdings unsicher, ob dieses Zitat auch auf Alexander Curtius zutrifft...


"Blattfische" (Pappel) im Kreuzackerpark Ost

Sehr poetisch sind diese in einen Baum über die Aare gehängten Skulpturen, die als Gesamtkomposition einem Mobile ähneln, auch wenn es kein ausbalanciertes Gebilde ist. Folgendes Zitat von Alexander Calder, der für seine Metall-Mobiles berühmt ist, lässt sich durchaus auch auf Alexander Curtius' Blattfische anwenden: "Wenn alles klappt, ist ein Mobile ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und überrascht."


"Tanzfläche" (Tanne) im Kreuzackerpark Ost

Die "Tanzfläche" ist wahrscheinlich das augenfälligste Werk der Ausstellung, weil es auf einem ehemaligen Brunnensockel im Kreuzackerpark sehr prominent platziert ist und weil es sich — im Gegensatz zu den anderen Skulpturen — um ein geometrisch streng komponiertes Werk handelt: eine Fläche, die tanzt.


"Halbmond" (Lärche) beim Hotel Ramada

Der "Halbmond" hingegen ist ein typischer Curtius: Glatte Flächen stehen in einem spannenden Kontrast zu urwüchsiger Natur des Lärchenholzes...

Hinweis:
Die von Johanna Gut (MANOLITO) organisierte Ausstellung "Holzskulpturen aus dem Engadin in der Solothurner Vorstadt" dauert noch bis 18. Juni 2011, der Eintritt ist frei. Einige Skulpturen sind in Geschäften aufgestellt und nur während den Ladenöffnungszeiten zugänglich. Mehr: Ausstellungsflyer und Bildergalerie

Freitag, 25. März 2011

Der Mann, der seine Schuhe ass

Heute Abend hatte ich im Kreuz eine wunderschönes Konzert mit dem Traditional Irish Quartet von Shirley Grimes. Der irische Dudelsackspieler Joe McHugh erzählte in einer Ansage eine berührende Geschichte eines englischen Seefahrers, dessen Suche nach der Nordwestpassage ein tragisches Ende nahm.

Der unglückliche Seefahrer hiess Sir John Franklin und lebte von 1786 bis 1847. Er war britischer Konteradmiral und Polarforscher. Und er war vom Gedanken besessen, die Nordwestpassage zu finden. 1845 machte er sich mit zwei Schiffen und 129 Mann Besatzung auf die Suche. Schon einmal war eine seiner Expeditionen so verheerend verlaufen, dass er und seine Mannschaft gezwungen waren, Flechten zu essen um zu überleben. In der Not hätten sie sogar versucht, ihre Lederstiefel zu verzehren. Doch diesmal hatte Lord Franklin und seine Mannen weniger Glück. Als sie im Packeis stecken blieben, mussten sie ihre Schiffe aufgeben und starben in der Folge wahrscheinlich an Skorbut. Die Umstände ihres Todes konnten nie restlos geklärt werden. Anyway, Joe McHugh meinte lakonisch, sie hätten sich wohl besser etwas weniger britisch verhalten und etwas mehr auf die Ratschläge der Inuit hören sollen.

Nach dieser Ansage spielte das Quartett diesen wunderschönen Song über das tragische Ende eines Seefahrer-Traums:



Viele hätten den Song "Lord Franklin" (Lyrics) schon gespielt — Dylan, Sineád O' Connor, Pentangle und John Renbourn — aber diese Version von Micheál Ó'Domhnaill und Kevin Burke sei definitiv die Beste, meint Frankmck45, der das Video auf Youtube hochgeladen hat. Ich meine: Heutzutage hätte Lord Franklin keine Chance mehr, als tragischer Held zu enden, denn wegen der Klimaerwärmung ist die Nordwestpassage im Sommer eisfrei.

Mittwoch, 23. März 2011

Kontaminierte Sprache

Eines ist jetzt schon klar: Das Wort des Jahres heisst "unkalkulierbares Restrisiko". Aber wenn die schleichende Reaktorkatastrophe in Japan weiter ihren Gang nimmt, wird auch die radioaktive Verseuchung der Sprache zunehmen.

Als in einem Bericht der ARD über die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt von der strahlenden Wahlsiegerin Claudia Dalbert, die mit ihren Grünen die 5%-Hürde übersprungen hat, habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich fragte, ob eine Wahlsiegerin von den Grünen angesichts der Reaktorkatastrophe von Fukushima noch strahlen darf — ein unschuldiges Wort hat einen radioaktiven Beigeschmack bekommen. Wahrscheinlich sogar verdanken die sächsischen Grünen ihren strahlenden Wahlsieg dem GAU in Japan.

Was ich mich auch frage:
Ab wann ist ein G rösster A nzunehmender U nfall ein Super-GAU? Dann, wenn eine AKW-Katastrophe jedes Worst-Case-Szenario sprengt? Dann, wenn das eintritt, was man sich in den schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen konnte? Die Reaktorkatastrophe von Fukushima zeigt jedenfalls: Das unkalkulierbare Restrisiko dieser Technologie ist viel grösser als angenommen.



Als Frau Frogg ein paar Sätze aus einem Zeitungsbericht über die Reaktorkatastrophe vorlas, sagte ich zu ihr: "Die Japaner ticken eben anders — mit dem Geigerzähler." Eine solche Katastrophe macht einem zuerst sprachlos und dann sarkastisch. Und das Restrisiko einer radioaktiven Verseuchung der Sprache ist nicht vernachlässigbar: Kettenreaktion, Kontaminierung, Containment sind Wörter, die künftig vermehrt auch in AKW-fernen Zusammenhängen verwendet werden...

PS. Eine hervorragende Informationsquelle zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken mit aktuellen Statusmeldungen und Hintergrund-Informationen ist die Homepage der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH in Köln: www.grs.de.

Dienstag, 22. März 2011

Suche die 7 Unterschiede!

Ereignisse, die die Welt so verändern, dass sie danach nicht mehr die Gleiche ist, sind rar und kommen all Schaltjahr einmal vor: Mondlandung, Mauerfall, 9-11...

Noch seltener passieren solch einschneidende Veränderungen gleichzeitig: Im Zeitraum zwischen diesen Panoramaaufnahmen hat sich die arabische Welt so radikal verändert, wie es niemand hätte erahnen können. Und ein katastrophales Erdbeben in Japan genügt, um das weltweite Revival der Atomenergie zu beenden.

Doch meist verändert sich die Welt so langsam, dass Unterschiede nur im Vergleich über grössere Zeiträume zu Tage treten. Aber selbst in der beschaulichen Schweiz verändert unser Dachpanorama merklich — und das nicht nur wegen den Tages- und Jahreszeiten...

Dachpanorama vom 22. März 2011 — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Dachpanorama vom 3. Januar 2011 — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Montag, 21. März 2011

Unbekanntes Wabbelgeräusch

Seit Tagen ist bei uns tagsüber ein Wabbelgeräusch zu hören, das ich nicht einordnen konnte und das mich mit der Zeit ziemlich irritierte — jetzt weiss ich endlich, was es ist.

Für diejenigen, die miträtseln wollen — das unbekannte Geräusch tönt ungefähr so:
Typähnliches Geräusch anhören
Quelle: www.freesound.org

Als Geräuschquelle vermutete ich zuerst folgendes:


Doch auf der nahe gelegenen Baustelle sind die Arbeiten fast fertig und bei jeder Waschmaschine ist das Schwingen irgendwann zu Ende...

Des Sound-Rätsels Lösung brachte schliesslich ein sehenswerter Beitrag von SF Schweiz aktuell mit spektakulären Bildern.

Mittwoch, 16. März 2011

Katzenlift



Noch nichts vom Frühling spürt die Katze unserer Nachbarin im zweiten Stock: Nach der Fahrt ins EG will sie partout nicht aussteigen und spazieren gehen, sondern wartet geduldig darauf, dass der Katzenlift sie wieder ins 2. OG hochbefördert — vielleicht ist auch der Katzenlift zu kuschelig um auszusteigen...

Dienstag, 15. März 2011

Frühlingserwachen



Blühende Frühlingsblumen und spriessender Bärlauch zeigen, dass die Natur allmählich aus dem Winterschlaf erwacht — ich jedenfalls freue mich schon auf den selbst gemachten Bärlauchpesto von Frau Frogg!

Dienstag, 8. März 2011

Was ist eine Bränte?

Am Freitag zeigt Charlotte Wittmer im Kreuz Solothurn "Bränte" — eine musikalisch-theatralische Geschichtencollage rund um Milch, Milchkannen und Molkerei. Doch was um Himmels Gotts Willen ist eine Bränte?

Also: Gemäss kleinem Sprachatlas der deutschen Schweiz ist eine Bränte ein Rückentraggefäss für den Milchtransport. "Vor allem auf der Alp, bei einer Produktion von mehr als 10 - 15 l, aber auch im nichtalpinen Gebiet, wurde die Milch in der Regel in nierenförmigen Rückentraggefässen mit Deckel transportiert. Dabei verwendete man anfänglich hölzerne, später metallene Modelle." Doch dieses Milchtransportgefäss heisst nicht überall gleich: In der östlichen Hälfte der Deutschschweiz ist es eine Tause, in der westlichen eine Bränte. Der "Bränte-Tause-Graben" verläuft mehr oder weniger östlich der Reuss von Norden nach Süden, gut zu sehen auf dieser Karte:

Quelle: Orell Füessli Verlag, Kleiner Sprachatlas

Ab etwa 1910 wurde die Bränte/Tause zunehmend rascher durch die Milchkanne ersetzt, die auf einem Karren, Handwagen oder im Winter auf einem Schlitten transportiert wurde. "Die Verdrängung des Rückentraggefässes wurde dadurch beschleunigt, dass die Transportart auch eine deutliche soziale Markierung erhielt: Wer die Milch trug, war ein Kleinbauer, wer sie fuhr, ein Grossbauer." Interessant sind auch die weissen Flecken auf der Karte: Sie zeigen, dass zur Zeit der Erhebung in 1940/50er Jahren in den Städten bereits kein entsprechendes Wort mehr bekannt war.

Und wie sieht eine Bränte aus?

Mit dieser Bränte, fotografiert von
babu, wird auf der Silberhornhütte im Jungfraugebiet keine Milch, sondern Schnee zum Schmelzen transportiert.

Das Bild aus dem Promomaterial von Charlotte Wittmer für die Aufführung von "Bränte" zeigt keine Bränte, sondern Milchkannen.

Charlotte Wittmer ist die eine Hälfte des Frauenduos Kapelle Sorelle. Sie ist als jüngstes von sieben Kindern in der Dorfmolkerei von Niedererlinsbach im Kanton Solothurn aufgewachsen. Ihre Erlebnisse im bäuerlichen Umfeld und die Erinnerungen an den Molkereibetrieb bilden den Ausgangspunkt für diesen gelungenen, musiktheatralen Soloabend rund um die Bränte.

Freitag, 11. März 2011, 20.30 Uhr
Kreuz Solothurn www.kreuzkultur.ch
Kritik der Premiere im ThiK Baden