Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Mittwoch, 2. April 2014

Die Abrechnung

Das seltsame Straussengefährt wurde ungefähr 1917 auf der Cawston Ostrich Farm im kalifornischen South Pasadena aufgenommen. Diese erste und grösste Straussenfarm der USA wurde 1886 von Edwin Cawston gegründet und existierte bis 1935. Cawston's Farm im Arroyo Seco war im frühen 20. Jahrhundert eine Touristenattraktion — nicht zuletzt wegen der Strassenbahn von Downtown Los Angeles (sic!) — und bekannt für seine Straussenfedernprodukte, die sie in alle Welt exportierte.

Hier das Video über die Cawston Ostrich Farm:


Danke an die Neuköllner Botschaft für den Hinweis auf dieses Youtube-Video (3:44, englisch).

Kommen wir nach diesem historischen Exkurs übers "Ostrich Farming" in Kalifornien zur Abrechnung: Eingegangen sind 11 Kommentare, davon sind 2 nicht zum Bild, sondern zur Vorgeschichte dieses Freitagstexters. Von den restlichen 9 stammen 5 von Gästen oder sind ausser Konkurrenz. Kommen also noch 4 in die Kränze für die Ausrichtung des nächsten Freitagstexters. Alle vier haben schöne Anspielungen auf den Strauss oder das seltsame Gefährt. Merci fürs Mitmachen!





Anerkennungspreis
Anerkennung verdient sich Wer? (dieser Nick ist wahrscheinlich ein Ratespiel für mich) für die preiswürdige Bezeichnung des seltsamen Gespanns als "Strauss-Kahn".


Bronze
gehen an la-mamma, die daran erinnerte, dass ein Strauss auch ein euphemistischer Ausdruck für Streit ist (Während die Frau auf dem Bild lacht, ist Hanspeter gar nicht amused), und an Leise Töne, der mit seinem Kommentar Henry Ford (gemäss obigem Video ein prominenter Besucher der Straussenfarm) ins Spiel brachte und einen Bezug zum Grossen Amerikanischen Strassenbahn-Skandal herstellte.


Das Bild aus obigem Wikipedia-Eintrag über den Strassenbahn-Skandal zeigt Pacific Electric Red Cars, die auf die Verschrottung warten.

Wer weiss schon, dass die Autostadt Los Angeles einmal eine öV-Metropole war? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschlossen Tramlinien Neubaugebiete am "Stadtrand" und halfen mit, die Zersiedelung von Los Angeles voranzutreiben. Als die Strassenbahnen in der Zwischenkriegszeit in finanzielle Schieflage kamen, wurden sie von General Motors, Firestone und Standard Oil aufgekauft und stillgelegt. Heute versucht der Grossraum Los Angeles mit einer Metro seine Smogprobleme in den Griff zu bekommen...


Silber
gewinnt NeonWilderness mit seinem Beitrag über das Formel-1-Team von Red Bull:

Schon bei der Vorstellung hatten Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo das sichere Gefühl, dass an ihrem neuen Red Bull Gespann noch so einiges würde verbessert werden müssen.

Sehr schön die Kombination von Red Bull, das angeblich Flügel verleiht, mit einem Vogel, der nachweislich nicht fliegen kann.

Probleme mit dem Fliegen hatten auch diverse Extremsportler, die von Red Bull gesponsert wurden und bei ihrem waghalsigen Tun ums Leben gekommen sind. Der sehenswerte Dokumentarfilm Die dunkle Seite von Red Bull, der vor zwei Wochen im Schweizer Fernsehen SRF ausgestrahlt wurde und bis zum 29. April noch unter obigem Link nachgesehen werden kann, stempelt Red Bull nicht gerade zu einem "Mörder-Gesöff", aber hinterfragt die Sponsoring-Praktiken von Red Bull sehr kritisch. Die Getränke-Marke stifte mit grossen Geld-Beiträgen Extremsportler dazu an, übermässige Risiken einzugehen, und schlage auch dann Kapital aus dem Kitzel, wenn die Sportler dabei umgekommen sind. Ein nachdenklich machender Film über ein Getränk, das doch keine Flügel verleiht und wegen solchen unethischen Sponsorings boykottiert werden sollte...


Gold
und damit auch Ehre und Pflicht, den nächsten Freitagstexter auszurichten, gehen an das bee für seine Offroader-Assoziation:

Die hochbeinigen Offroader der Saison zeichnen sich auch vorne durch starke Federung aus.

Obwohl ich ein seltsames Straussengefährt sah, entstand in meinem Kopf dank dieser Bildlegende das Bild eines Zivilpänzerlis — das ist der leicht verächtliche, schweizerdeutsche Übername für Offroader, der diese Strassenmonster zu kleinen, zivil genutzten Panzern verniedlicht. Besonders amüsiert hat mich die starke Federung. Herzliche Gratulation!


Und hier geht's zum nächsten Freitagstexter:



Die ewige Bestenliste auf Twitter: twitter.com/Freitagstexter

Freitag, 28. März 2014

Herausgefischtes Stöckchen

Liebe Freitagstextergemeinde, heute Morgen hatte ich eine Email von der Neuköllner Botschaft, Pokalgewinner das Bee hätte dankend auf den Pokal verzichtet und an mich weitergereicht. Was für eine überraschende Ehre, die ich hiermit gerne annehme...

Überraschend ist die Ehre, weil sich der letzte Freitagstexter nicht mehr nachvollziehen lässt — hat doch die Neuköllner Botschaft den Wettbewerb samt Kommentaren gelöscht. Allerdings: Auch die Botschaft in Neukölln wird von Google abgehört, hier ein Abbild der Datenspur im Cache:


Das Bee schrieb zum Maden-Bild aus Neukölln: "Svjatoslav war sich absolut sicher, dieses 'Made' in Germany, es stand für Qualität." Und mein nach Ablauf der verlängerten Frist eingereichter Kommentar war: "Bin Maden".


Wie auch immer — ich habe das Stöckchen aus dem Wasser gefischt und hier kommt der neue Freitagstexter:


Dieses Fundstück aus dem weltweiten Bilderweb stammt von www.rootsweb.ancestry.com. Zum Vergrössern bitte aufs Bild klicken!

Freunde und Freundinnen der gepflegten Bildbetextung sind gebeten, ihre Vorschläge — und das ist kein Aprilscherz — bis Dienstag, 1. April 2014, 23:59 Uhr, einzureichen. Der beste Vorschlag wird am Mittwoch prämiert und der Gewinner oder die Gewinnerin des begehrten Wanderpokals darf den nächsten Freitagstexter ausrichten. Mitmachen dürfen alle, gewinnen können aber nur FreitagstexterInnen mit eigenem Blog.

Und: Bitte den Kopf nicht in den Sand stecken!

Samstag, 1. März 2014

Die Erfindung des Gruppentourismus

Vor 150 Jahren veränderte eine Reise durch die Schweiz die touristische Welt: Die britische Reisegruppe von Thomas Cook, die 1863 die Schweiz bereiste, war nämlich die allererste, die mit einer organisierten Gruppenreise unterwegs war — der Gruppentourismus war erfunden. Drei Reiseberichte und eine Buchkritik.

Dieser Eintrag hat eine längere Geschichte: Als ich im Sommer die 4-Seen-Wanderung verblogte, die z.T. auf der Via Sbrinz verläuft, landete ich wieder einmal auf der Homepage von Kulturwege Schweiz, wo ich feststellte, dass es neben der Via Sbrinz auch eine Via Cook und zehn weitere geschichtsträchtige Routen auf historischen Wegen gibt:

Die 12 Routen von Kulturwege Schweiz (zum Vergrössern Karte anklicken!

Doch so richtig angesprungen hat mich diese Geschichte ein paar Tage später, als im Radio SRF 4 News eine halbstündige Zeitblende zum 150. Jubiläum der ersten Gruppenreise von Thomas Cook kam. Die Sendung mit dem Titel Auf den Spuren von Thomas Cook und Jemima Morell basierte auf einem Gespräch mit Diccon Bewes, einem Engländer, der in Schweiz lebt und ein Buch über diese erste Gruppenreise für Oktober ankündigte. Auf seinem Blog schreibt er immer wieder über die Schweiz, ihre BewohnerInnen und ihre Eigenheiten — ein oft witziger Blick von aussen. In seinem Buch Slow Train to Switzerland vergleicht er Cook's Reise von 1863 mit den eigenen Erfahrungen, die er 150 Jahre später auf der selben Route machte.


Reise 1: Miss Jemima's Abenteuer des Lebens

Jemima Morell 1863. Bild: www.srf.ch. Thomas Cook's Reisegruppe — Miss Jemima ist die Dritte von links. Bild: www.kulturwege-schweiz.ch.

Ich weiss nicht, ob Jemima Morell sich bewusst war, dass sie sich auf das Abenteuer ihres Lebens einliess, als sie 1863 bei Thomas Cook kurzfristig die Gruppenreise in die Schweiz buchte. "Thomas Cook's first Conducted Tour of Switzerland" war nämlich die erste Gruppenreise ausserhalb Grossbritanniens und als Testreise konzipiert, die mit heutigen Pauschalreisen kaum zu vergleichen ist. Reisen war damals noch äusserst beschwerlich und anstrengend, weil vom schweizerischen Eisenbahnnetz erst die Hauptlinien durchs Mittelland fertiggestellt worden waren und die meisten Pass-Strassen erst in jener Zeit entstanden. Der Saumweg über den Brünig z.B. wurde 1857 - 1860 zur fuhrwerktauglichen Strasse ausgebaut. So war die siebenköpfige Gruppe von Miss Jemima viel zu Fuss unterwegs und überquerte zwei Alpenpässe mit Hilfe von Maultieren. Das grösste Abenteuer war aber wahrscheinlich die Überquerung des Mer de Glace in Chamonix mit aus heutiger Sicht höchst fahrlässiger Ausrüstung:


Das Bild aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich zeigt die Traversée de la Mer de Glace. Bild: upload.wikimedia.org

Auch die Hotelübernachtungen musste die Gruppe teilweise selber organisieren. So glich Miss Jemima's Reise durch die Schweiz mehr einem Rucksacktouristen-Trip mit organisierter Hin- und Rückreise als einer durchorganisierten Pauschalreise. Durchaus vergleichbar mit heutigen Schweizreisen waren die Aufenthaltszeiten an den Etappenorten: Für die Sehenswürdigkeiten in Luzern hatte die Gruppe von Miss Jemima gerade mal vier Stunden Zeit...

Dass man so viel weiss über Thomas Cook's erste Gruppenreise verdanken wir der Tatsache, dass Jemima Morell ein Reisetagebuch führte, und der Tatsache, dass dieses Tagebuch in den Trümmern eines im Zweiten Weltkrieg zerbombten Londoner Hauses wieder entdeckt und 1963 anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums publiziert wurde.


Das Bild aus dem Archiv von Thomas Cook zeigt zwei Tagebuchseiten aus Miss Jemima's Swiss Journal. Bild: Englischer Beitrag auf dem Newsportal der Deutschen Welle


Reise 2: Diccon Bewes auf Miss Jemima's Spuren

Auf seiner Rekonstruktion von Miss Jemima's Reise durch die Schweiz ist Diccon Bewes im selben Rhythmus unterwegs und übernachtet an den selben Etappenorten wie Cook's Reisegruppe, aber er hält sich nicht sklavisch an Jemima's Swiss Journal und macht auch mal einen "ear-popping, jaw-dropping" Ausflug auf die Aiguille du Midi — etwas, das zu Jemima's Zeiten undenkbar gewesen wäre. Auch die Transportmittel sind nicht immer die selben: Während Miss Jemima mit Postkutsche und Dampfschiff von Brienz über den Brünig nach Luzern gelangte, sind Bewes und seine Mutter mit dem "slow train" der Zentralbahn unterwegs. Während Bewes' TGV mit 250 km/h von Paris nach Genf rast, waren für Miss Jemima schon die 30 Stundenkilometer, mit denen sich ihr Zug 1863 fortbewegte, schon fast zu schnell.

Zum Teil ist das Reisen auf der selben Route wieder komplizierter geworden: Um die Morgenfähre von Newhaven nach Dieppe zu erreichen, muss Bewes an der Kanalküste übernachten, weil es keine direkte Zugsverbindung von London nach Newhaven mehr gibt. Und in Dieppe konnte man früher an der Station maritime vom Schiff auf den Zug umsteigen, heute fährt einem der Shuttlebus am Fährterminal vor der Nase ab...


Während Miss Jemima sich über die Kurgäste mokierte, die sich in Leukerbad tagelang einweichen liessen, geniesst die Jubiläumsreisegruppe 150 Jahre später das "schwimmende" Frühstück. Bild: Blogeintrag A Swiss tour to remember von Diccon Bewes

Der Vergleich der beiden Reisen liefert interessante Erkenntnisse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Reisen, über die Schweiz von damals und heute und über die Entwicklung des Tourismus und der touristischen Infrastruktur. Im Vorwort stellt Bewes drei Thesen auf, die er mit seinem Sachbuch belegen will: Es war 1. eine Tour, die die Welt des Reisens veränderte, 2. eine Reise, die den Massentourismus einläutete, und 3. eine Invasion, die die moderne Schweiz kreierte. Während die ersten beiden Thesen dank vielen Fakten nachvollziehbar werden, habe ich bei der dritten These so meine Zweifel: Möglicherweise war die britische Touristeninvasion ein Treiber für den Modernisierungsschub in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aber nicht der einzige und schon gar nicht dessen Ursache. Viel wichtiger war die Bundesstaatsgründung von 1848.


Das Dampfschiff Rigi, das 1848 in London gebaut wurde und heute im Verkehrshaus der Schweiz zu besichtigen ist, beförderte 1863 höchstwahrscheinlich auch Cook's Reisegruppe. Bild: Verkehrshaus der Schweiz

"Slow Train to Switzerland" ist ein Lobeshymne auf das langsame Reisen, aber Bewes hält uns Schweizern auch ein bisschen den Spiegel vor: "This is Swiss bliss" — "Das ist Schweizer Glückseeligkeit", schreibt er auf Seite 158:

"As the paddle steamer surges forward, cutting a swathe through the water, a welcome breeze tickles our faces and laps at the edges of the giant Swiss flag dangling from the flagpole. This is Swiss bliss. It would be hard to find a more inherently relaxing hour than sitting in one of these Belle Époque beauties, surrounded by polished wood and brass, in turn surrounded by shimmering water and mountains. This is slow travel at its finest. We can sit back and relax until we reach the tourist capital of Switzerland, also known as Interlaken."

Obwohl ich die Schweiz gut kenne, habe ich dank Bewes dazugelernt: Nicht nur im Glarnerland gibt es ein Martinsloch, sondern auch im Berner Oberland. Durch das Loch in der Eigerflanke scheint — wie in Elm (GL) — zweimal pro Jahr die Sonne genau auf die Kirche von Grindelwald (vgl. Vom Martinsloch zum Gletschersee-Stollen in der Jungfrauzeitung vom 17.1.2013). Viele Stories und Anekdoten aus 150 Jahren Tourismus-Geschichte reichern die beiden Reiseberichte an und machen das Buch auch für Schweizer LeserInnen interessant.


Reise 3: Mit Google Earth auf Miss Jemima's Spuren

Mein Englisch ist nicht so gut, dass ich nie etwas nachschlagen müsste. Und mit dem virtuellen Wörterbuch auf dict.leo.org geht das einfacher, schneller und besser als mit einem realen Diktionär. Deshalb las ich Diccon Bewes' Buch mit laufendem Laptop nebendran. So war es naheliegend, dass ich die Reisen von Jemima Morell und Diccon Bewes virtuell nachvollzog. Mit Google Earth folgte ich im Tiefflug der Bahnlinie von Dieppe nach Paris und gelangte schneller als der TGV nach Genf. Mit Google Street View spazierte ich durch Chamonix und schaute mir das Hotel Royal an, wo Thomas Cook's Reisegruppe 1863 zwei Nächte verbrachte:

Der Screenshot von Google Street View zeigt das in ein Casino umgewandelte Hotel Royal in Chamonix.

Sicher eine halbe Stunde, wenn nicht länger, wandelte ich virtuell durch die Räumlichkeiten und die Parkanlage des Grandhotel Giessbach, wo Diccon Bewes und seine Mutter stilvoll nächtigten:

Zum Start des interaktiven 3D-Rundgangs durch die grandiosen Räumlichkeiten des historischen Grandhotels am Brienzersee auf das Bild klicken!

Allerdings: Als Miss Jemima hier nächtigte, stand das vom berühmten französischen Hotelbauer Horace Edouard Davinet konzipierte Hotel noch nicht — der Hotelpalast mit Turmkuppeln "à la Louvre" öffnete erst 1875 seine Tore. Auch die Giessbachbahn, die älteste noch betriebene Standseilbahn der Schweiz, die von der Schifflände am Brienzersee zur Hotelanlage hinaufführt, nahm erst 1879 ihren Betrieb auf. Und: Als Miss Jemima 1863 hier ankam, war die Pension Giessbach, die heute als Personalhaus dient, ausgebucht und ihre Gruppe musste/durfte in einem zum Hotel gehörenden Chalet übernachten.

Hier Thomas Cook's first Conducted Tour of Switzerland im Schnelldurchlauf mit Google Earth (in 3:54):


Zum Start der Google-Earth-Tour auf das Bild klicken! Mit dem Control-Panel unten links lässt sich die Tour jederzeit anhalten, mit dem Klick auf die gelben Marker erscheinen Zusatzinformationen zu Miss Jemima's Schweizreise (mit Rechtsklick verschwinden sie wieder). Ist die Tour einmal unterbrochen, kann man sich mit der Google-Earth-Steuerung am rechten Rand umschauen und das Panorama geniessen.

Das Gute an Google Earth: Es ist immer schönes Wetter, der Himmel blau und die Aussicht grossartig. Und man kann gefahrlos abheben.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Verstrickungen

Aus meinem meistgelesenen Eintrag Kann Stricken Kunst sein? sowie den Einträgen übers Urban Knitting und über die Gehäkelte hyperbole Wunderwelt, das globale Häkelprojekt «Crochet Coral Reef» von Christine und Margaret Wertheim, ist ein Artikel mit dem Titel "Subversive Lismimanie" *) entstanden. Erschienen ist er in der Februar-Nummer des Aargauer Kulturmagazins JULI, die sich dem Thema "Verstrickungen" widmet, und ist hier als PDF nachzulesen.

Ich bin zwar ein bekennender Ex-Lismer *), aber kein Urban Knitter oder Guerilla-Stricker und schon gar kein Yarn Bomber. Was mich aber interessiert, ist der öffentliche Raum. Deshalb hat mich die Anfrage gefreut, fürs JULI-Magazin einen Artikel übers Urban Knitting zu schreiben, waren doch in den letzten Jahren auch in Schweizer Städten immer wieder Strick-Graffitis zu entdecken — Urban Knitting hat auch die Schweiz erreicht. Mich interessierte die Frage, was StrickerInnen dazu bewegt, Brückengeländer, Laternenpfähle, Parkbänke, Denkmäler etc. zu bestricken, und ob öffentliches Stricken und Häkeln kuschelige Stadtverschönerung oder eine subtile Strategie des weiblichen Geschlechts ist. Die Antwort ist nachzulesen in Subversive Lismimanie auf Seite 24f. des Kulturmagazins JULI.

*) Lismen ist das schweizerdeutsche Wort für Stricken.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Kunst am Bau(m)

Die Antwort auf die Freitagstexterfrage vom letzten Freitag lautet: Es handelt sich um Kunst und in diesem Fall um Kunst am Baum. Es ist ein Werk des Bühnenbildners und Malers Gerardo Wuthier von Locarno, eines von zwanzig Werken am Sentiero per l'arte im Val Verzasca. Der Titel "Frania" erinnert an eine Ortschaft, die beim Bau des Verzasca-Stausees überflutet wurde.

Der 4.5 Kilometer lange Kunstwanderweg von Lavertezzo nach Gerra war die Fortsetzung einer Wanderung (vgl. Tiefseetaucher im Hochgebirge), die wir in unseren Sommerferien im Jahr 2012 gemacht haben. Interessant an den zwanzig Kunstwerken mitten in einer grossartigen Landschaft ist der Kontrast zwischen Kunst und Natur bei den einen Werken, die Symbiose von Kunst und Natur bei anderen. Längst nicht alle haben uns gefallen, aber "Frania" war ein Werk, das uns überrascht hat. Zum Kunstwanderweg gibt es einen Beschrieb des Weges und der Werke als PDF (zum Herunterladen auf nebenstehendes Bild klicken!).

Doch für den Freitagstexter interessiert weniger das Bilderrätsel "Was bitte ist denn das?", sondern vielmehr die Frage:

Was bitte könnte das denn auch noch sein?

Zum Freitagstexter vom 10.1.2014 sind 18 Vorschläge eingegangen. Darunter sind einige fantasievolle Legenden, auf die ich nie im Leben gekommen wäre...



Anerkennungspreise
Anerkennung verdient sich hubbie für seine Überlegungen zu den Zusammenhängen zwischen Tessiner Bodenpreisen und Effizienz in der Architektur. Einen Anerkennungspreis bekommt auch Yenta für die ziemlich genaue geografische Verortung des Bilds (Corippo ist nur fünf, sechs Kilometer entfernt).

Bronze
geht an das Bee für den einfühlsamen Lösungsvorschlag an die Bewohner der Esso-Häuser im Hamburger Stadtteil St. Pauli, wobei das Kunstwerk an der Verzasca statisch deutlich besser dran ist als die einsturzgefährdeten Wohnblocks an der Reeperbahn (die Kunst am Baum ist nämlich statisch eigenständig und von den Bäumen unabhängig): "… freuen wir uns, den Bewohnern der Esso-Häuser ein wie gewohnt individuelles Ambiente in naturnaher Lage zu…"

Silber
gewinnt Shhhhh mit seiner nachvollziehbaren Assoziation zum pseudodokumentarischen Budget-Gruselfilm von 1998, der gemäss Wikipedia mit Produktionskosten von nur 60'000 USD in nur einem halben Jahr 248 Millionen einspielte: Aufgrund der Drastik des Dargestellten musste im Film "Blair Witch Project" auf diese Bilder verzichtet werden.

Gold
und damit auch Ehre und Pflicht, den nächsten Freitagstexter auszurichten, gehen an den Wortmischer, der sich durch die aufgetürmten Fenster und Türen an den Computerspiel-Klassiker Tetris aus den 80er Jahren erinnert fühlte: Spätfolge der globalen Digitalisierung: Der Tetrisbaum. Aber auch die Idee der "Grassroot Edition von Windows 9" hat mich amüsiert und hätte einen Preis verdient. So ist der Wortmischer der mehr als verdiente Preisträger dieser Freitagstexter Edition. Herzliche Gratulation!


Und hier geht's zum nächsten Freitagstexter:



Die ewige Bestenliste auf Twitter: twitter.com/Freitagstexter

Freitag, 10. Januar 2014

Was bitte ist denn das?

Ich freue mich, dass der Freitagstexterwanderpokal wieder einmal in meiner virtuellen Vitrine steht. Vielen Dank an Jörn Schaar, den Mann mit der langen URL, für den Pokal. Diesmal habe ich mich für ein eigenes Bild entschieden, das ich — so viel sei verraten — im Sommer 2012 im Tessin aufgenommen habe. Das heitere Rätselraten kann beginnen!



Voilà, hier der neue Freitagstexter:


Zum Vergrössern bitte aufs Bild klicken!

Was bitte ist denn das? Freunde und Freundinnen der gepflegten Bildbetextung sind gebeten, ihre Vorschläge bis Dienstag, 14.1.14, 23:59 Uhr, einzureichen. Der beste, witzigste, treffendste, coolste Vorschlag wird am Mittwoch prämiert und der Gewinner oder die Gewinnerin des begehrten Wanderpokals darf den nächsten Freitagstexter ausrichten. Mitmachen dürfen alle, gewinnen können aber nur FreitagstexterInnen mit eigenem Blog.

Ich bin jetzt schon gespannt auf Eure Einfälle!

Dienstag, 31. Dezember 2013

Happy New Year!

Ich wünsche all meinen Blog-Leserinnen und -Lesern einen guten Rutsch ins 2014 und ein glückliches Neues Jahr!

Samstag, 28. Dezember 2013

Rückreise von der Südschweiz

Die vierte Etappe unserer Reise in die Südschweiz war unsere Rückreise in die Deutschschweiz. Und weil das Schönwetterfenster im Tessin nur von kurzer Dauer war, machten wir uns nach dem Frühstück auf zur Fahrt durch den Gotthard nach Luzern.




Am Morgen unserer Rückreise bot der San Salvatore den selben Anblick wie am Abend unserer Ankunft in Lugano: wolkenverhangen bei regnerischem Wetter. Da war der Anblick der Tessiner Berge im Frühstücksraum des Hotels doch wesentlich freundlicher...

Der Blick vom Ceneri auf die Magadino-Ebene verhiess nichts Gutes, ...



...doch für einmal kam das bessere Wetter von Norden. Im Nordtessin lag der frühe Oktoberschnee noch immer neben den Geleisen, ...



... während die Schneegrenze auf der Alpennordseite etwas höher lag — hier die weiss überzuckerten Hänge bei Wassen:



Und hier noch einmal die Übersicht über unsere Reise in die Südschweiz:


Zum Vergrössern aufs Karte klicken! Unsere Reiseroute: Rot hervorgehoben sind die Bahnstrecken unserer Route, gelb die Abschnitte, die wir mit dem Postauto zurückgelegt haben. Die Etappenziele: 1 Miralago (im Puschlav), 2 Soglio (im Bergell), 3 Lugano und 4 Luzern


Fazit: Abwechslungsreich wie das Wetter — von Wolken mit blauen Löchern über Nebel, Regen und Herbststurm bis zu Schnee und schönstem Sonnenschein war alles dabei — war auch unsere Reise: eine tolle Reiseroute mit spektakulären Bahnstrecken über den Albula und die Bernina und Postautofahrten von St. Moritz nach Soglio und von Soglio nach Lugano, mit Bergen, wie Bretter vor dem Kopf gastfreundlichen Hotels und schönen Ausflügen im Puschlav (Puschlaver Herbstwanderung), im Bergell (Kulturtankstelle) und im Tessin (Ein Tag voller Überraschungen).