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Mehr als ein blaues Wunder

Am zweiten Tag in Dresden machen wir uns auf zu Dresdens Blauem Wunder. Unterwegs erleben wir aber mehr als ein blaues Wunder — ein erlebnisreicher Tag an der Elbe als Bildergeschichte.

Unser erstes blaues Wunder, das wir erleben, ist mehr grau als blau: Als wir von der Neustadt ans Elbufer vorstossen, sind im Dresdner Rosengarten die Rosen noch ganz verschlammt — was nicht anders zu erwarten war — und auch sonst sieht es wüst aus, so dass wir gar nicht sicher sind, ob wir auf dem Elbuferweg zum Blauen Wunder gehen können. Und: Es riecht nach Hochwasser.



Es zeigt sich dann aber bald, dass der Elbuferweg wieder begehbar ist.

Das nächste blaue Wunder erlebten nicht wir, sondern die DresdnerInnen, die 2005 in einem Bürgerentscheid mit einer 2/3-Mehrheit den Bau der Waldschlösschenbrücke befürworteten, aber nicht damit rechneten, dass die UNESCO 2009 der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal wegen der neuen Brücke den Welterbetitel aberkennen würde, ein bis dato europaweit einmaliger Vorgang. Jetzt ist der "Sündenfall" fertiggestellt und wird Ende August dem Verkehr übergeben — damit wird unter den episch und leidenschaftlich geführten Dresdner Brückenstreit ein vorläufiger Schlussstrich gezogen.



Das ehemalige Weltkulturerbe, die Elbwiesen mit der Dresdner Skyline, und der "Sündenfall", die Waldschlösschenbrücke.

Unser zweites blaues Wunder erleben wir an der Stelle, wo der Elbuferweg aus den Elbauen in den Prallhang unter dem Albrechtsberg übergeht. Der Weg ist nicht mehr passierbar und über etwa 15 Meter mit knöcheltiefem Schlamm bedeckt. Es hilft nichts: Durch diesen Dreck müssen wir durch.

Nach einer ausführlichen Schuhreinigung gehen wir zur Strasse hoch, die von Dresden nach Loschwitz führt. Als wir an der recht stark befahrenen Strasse für eine Station den Bus nehmen wollen, erleben wir unser drittes blaues Wunder: Der Busfahrer weigert sich, uns für die kurze Distanz von etwas mehr als 600 Metern Fahrscheine zu verkaufen.

Unser viertes blaues Wunder ist tatsächlich blau — oder zumindest die Stützen der Schwebebahn Dresden sind es. Obwohl die Bahn von Loschwitz nach Oberloschwitz nur 84 Höhenmeter überwindet, ist es eine Bergbahn — das hätten wir SchweizerInnen im ostdeutschen "Flachland" nicht erwartet. Die 1901 eröffnete Bahn ist übrigens ein technisches Unikum: Sie gilt als weltweit einzige Hängebahn, die keine Adhäsionsbahn ist.



Oben: aus der Kabine der "hängenden Standseilbahn"
Unten: der Blick vom vierten aufs das Blaue Wunder


Zum Vergrössern aufs Bild klicken! Das Panorama von der Bergstation zeigt einen tollen Blick auf das Elbtal — in der Mitte das Blaue Wunder von Dresden.

Die 1893 fertiggestellte Loschwitzer Brücke, die Blasewitz mit Loschwitz verbindet, wurde vom Volksmund in Blaues Wunder umbenannt. Wunder, weil die metallene Auslegerbrücke eine grosse Spannweite ohne Pfeiler im Fluss überwindet, blau wegen der Farbe des Anstrichs. Das Blaue Wunder wird nicht mehr ewig halten — die DrednerInnen müssen sich schon bald etwas einfallen lassen, wenn sie ihr Blaues Wunder auch noch weiter erleben wollen.


Der Brückenkopf in Loschwitz und das Blaue Wunder

Übrigens: "Hellblaues Wunder" fände ich passender.